Oma Frieda hatte in Neustettin ihren zukünftigen Mann kennen gelernt. Das nächste offizielle Dokument in dem ihr Name vorkommt ist der Heiratserlaubnisschein vom 18. Februar 1939 ihres Bräutigams, dem Unteroffizier Rudolf Janke. Auch wenn Rudolf Janke auf einem der Album-Fotos in Uniform vor dem Kriegerdenkmal in Neustettin steht, so ist er doch zu dieser Zeit mit der 12.(M.G.) Kompanie Infanterie Regiment 25 im rund 140km entfernten Arnswalde stationiert. Hochzeit_Frieda_Rudolf_Janke

Die beiden heiraten am 20. März 1939, jeweils im Alter von 26 Jahren, vor dem Standesbeamten Radde auf dem Standesamt in Neustettin. Aus Frieda Zickuhr wird Frieda Janke.

Am gleichen Tag findet auch die kirchliche Trauung in der evangelischen Nikolaikirche in Neustettin statt.

Ihr Mann Rudolf Reinhold Janke wurde am 04. Februar 1913 in Podwitz, Kreis Culm als Sohn des Schneiders Hermann Heinrich Janke und der Mutter Meta Adeline geb. Knels geboren. Er war schon am 01.04.1933, nur wenige Wochen nach der Machtübernahme Hitlers, mit gerade einmal 21 Jahren als Berufssoldat in die Wehrmacht eingetreten.

 

podwitz

 

Am 21. Juli 1940, einem Sonntag, kommt der 1. gemeinsame Sohn Bodo Hermann Albert Janke zur Welt. An diesem Tag befindet sich Oma Frieda aber weitab von Neustettin oder Arnswalde in dem kleinen pommerschen Dorf Stresow im Süden des Kreises Greifenhagen, nahe bei Bad Schönfließ, das schon in der Neumark lag. Warum sie zur Geburt ausgerechnet dort war kann man heute nur noch raten. Eventuell wohnte dort eine Freundin?
Schon 2 Tage später stirbt das Kind.

Im Sommer 1941 wohnt Oma Frieda in einer komfortablen Wohnung im Wehrmachtswohnblock in der Neuwedellerstr. 35 in Arnswalde. Dort wird am 20. August 1941 ihr 2. Kind Siegmar Rudolf Wilfried Janke geboren.
Das Kind überlebt die Geburt nur knapp 2 Stunden.

Kennkarte1941

 

Grab_Rudolf_JankeKnapp 3 Jahre nach der Hochzeit und knapp ein halbes Jahr nach dem Tod des 2. Kindes stirbt nun auch noch, mit nicht ganz 29 Jahren, am 15. Januar 1942, ihr Mann Rudolf Janke an der Ostfront im Kampf gegen Russland.

Er war dort als Mitglied im Kradschützen-Bataillon 30 der 20. Infanteriedivision bei Teremez, im Kampf nahe dem Ufer der Wolchow gefallen. Aus den Dokumenten, die Oma Frieda später erhielt ergab sich, dass Rudolf Janke zunächst durch einen Schuss verwundet wurde. Beim Versuch ihn aus der Frontlinie weg zu transportieren bekam er dann den tödlichen Schuss ab und musste zunächst zurückgelassen werden. Erst in der Nacht darauf konnte man seine mittlerweile ausgeraubte Leiche bergen.

Erst wenige Wochen zuvor war er, nach einem Treffer durch Granatsplitter, als dienstfähig aus dem Lazarett entlassen worden. Kaum wieder im Einsatz verliert er sein Leben.

Noch 2 Tage zuvor schrieb er seine letzte Feldpost an sein “liebes kleines süßes Frauchen” in der Heimat. Den Ehering bekamen die Russen offenbar nicht von seinem Finger. Oberleutnant und Kompaniechef Karl-Friedrich Casper, der Oma Frieda die Todesnachricht schrieb, schickte ihr einige Tage später den, mittlerweile mit einer Zange geöffneten, Ring...

Seine Leiche wurde zunächst an der Landstraße, nahe dem Ort Podberezje beerdigt. Viele Jahrzehnte später wird er in die Kriegsgräberstätte in Nowgorod umgebettet und dort erneut und endgültig beerdigt. Er war nach so langer Zeit nicht mehr zweifelsfrei zu identifizieren und liegt in einem Bereich ohne eigenen Grabstein. Sein Name findet sich dort im Gedenkbuch der Grabstätte.

Oma Frieda ist nun, mit gerade einmal 29 Jahren, Kriegswitwe. Sie wird nie wieder heiraten.

Sie bleibt aber weiterhin in der Wohnung in Arnswalde. Auch ihre Mutter Marta zieht nun von Neustettin zu ihr nach Arnswalde. Im Sommer 1944 bekommt Oma Frieda folgendes Schreiben:

Bürgermeister_Schönherr

 

Marta_Willy_FriedaOma Frieda nimmt meinen Vater als Pflegekind auf, dessen Eltern durch die Kriegswirren als verschollen gelten.

Es bleibt nur wenig Zeit sich gemeinsam in der Wohnung einzuleben. Die Frontlinie nähert sich schnell. Die Familie flüchtet mit dem Zug aus Arnswalde, bevor die rote Armee die Stadt im Februar 1945 zerstört.

WehrmachtswohnblockNur die Armeeunterkünfte bleiben nahezu unversehrt stehen. Auch das Haus, in dem Oma Frieda damals wohnte existiert noch. Mein Vater erzählt, dass es dort im 1. Stock auch ein Badezimmer gab. Später, nach der Flucht in der neuen Heimat, wollte Oma Frieda nie wieder ein Badezimmer haben...

 

Oma Frieda ist nun mit Rudolf Janke verheiratet

Das letzte kleinere Update war am 17.06.2013